Meine Verantwortung liegt beim nachhaltigen Anbau und Wirtschaften
Ehrlich gesagt, war es mein Vater, der den Grundstein für den biologischen Anbau gelegt hat. Er setzt seit den 90ern Nützlinge und biologischen Pflanzenschutz ein und ist unglaublich begeistert von diesen Prozessen.
Leider war der Markt für biologisch angebaute Blumen nicht vorhanden und er hat sich daher nicht zur Umstellung durchringen können. Seit meinem Einstieg in die Gärtnerei und vor allem auch dank meiner enorm hohen Risikobereitschaft haben wir uns gemeinsam diesem Schritt gestellt.
Trotz Schwierigkeiten im Anbau, in der Vermarktung, der kritischen Stimmen von Kund:innen oder auch von anderen Familienmitgliedern – wir sind sehr glücklich mit unserer Entscheidung und könnten uns auch nicht vorstellen, jemals wieder konventionell anzubauen.
Die Blumenbranche und auch die allgemeine Landwirtschaft befinden sich in einem kompletten Wandel. Alte Strukturen sind nicht nur überholt, sondern häufig auch mitverantwortlich für Umweltprobleme.
Eine meiner größten Stärken ist die absolute Freiheit von traditionellem Denken. Natürlich mache ich mich damit sehr angreifbar und generiere häufig Konflikte mit Kund:innen und Kolleg:innen.
Doch meine Verantwortung liegt beim nachhaltigen Anbau und Wirtschaften. Dem Schutz der Artenvielfalt, des Grundwassers, der Förderung von Bodenleben. Mein Ziel ist der breite Verzicht von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln im Anbau von Zierpflanzen und damit verbunden der Schutz von Mensch und Umwelt.
Daher fühle ich mich an nicht die Traditionen gebunden, sondern vereine biologische und nachhaltige Ansätze verschiedenster Vorreiter:innen im umweltbewussten Anbau.
Mein größter Wunsch ist es, ein nachhaltiges Bewusstsein bei den Konsument:innen zu schaffen, wieso der biologische, nachhaltige und regionale Anbau auch bei Blumen unglaublich wichtig ist:
Wo kommen die Blumen her? (90 % unserer verkauften Schnittblumen in Deutschland sind Flugimporte).
Wie werden Blumen angebaut? (Der Einsatz von bienenschädlichen Mitteln ist noch immer im konventionellen Anbau zugelassen.)
Warum sind Trockenblumen nicht so nachhaltig wie gedacht? (Gefärbte und gebleichte Blüten belasten in den Produktionsländern die Gewässer und Menschen.)
Daher wünsche ich mir eine transparente Kennzeichnung von Blumen, die deren Herkunft und die eingesetzten Mittel deutlich macht, und die Ausbreitung von Bio-Blumen im Anbau und Handel. Bis dahin informiere ich intensiv in den sozialen Medien über diese Themen, was auf sehr starkes Interesse stößt.
Hab keine Angst vor Kritik von außen! Es ist dein Leben und Weg, den du gut durchdacht gehst. Es ist wichtig, auf Erfahrungen aufzubauen. Doch jede Neuerung bringt Konflikte, sei stark und lass dich nicht beirren. Es geht vorbei und wird viel besser, als du es dir jemals hast vorstellen können. Deine Unterstützer:innen werden dich finden, wenn du beharrlich bleibst und deine Ideen weiterverfolgst.
Es gibt eine unendlich lange Liste an Gründen, warum ich mich stark für den biologischen Anbau von Blumen einsetze. Bei Blumen schauen die meisten weniger genau hin als bei Lebensmitteln. Das möchte ich unbedingt ändern.
Natürlich sind unsere Schnittblumen keine Nahrung, jedoch kommen die konventionell genutzten chemischen Pflanzenschutzmittel beim Berühren der Blumen trotzdem mit der Haut in Kontakt. Auch wenn die gesetzlichen Wartezeiten eingehalten werden, verbleiben trotz allem Rückstände.
Daher möchte ich unbedingt zeigen, dass es auch anders geht. Biologisch und nachhaltig.
Der Einsatz von Nützlingen und biologischen Mitteln, Pflanzenstärkung, Sortenwahl, Standort, Prävention – die Möglichkeiten sind da, wir können sie nutzen!
Abgesehen natürlich von all den Umweltaspekten, die aktuell (zum Glück) immer mehr ins Bewusstsein rücken. Ich liebe die Natur, diese Erde mit all den Menschen und Tieren und möchte unseren direkten Einfluss so positiv, nachhaltig und selbstverständlich unschädlich halten wie nur eben möglich.
Dazu gehören natürlich Bodenpflege, Humusaufbau, Reinerhaltung von Boden und Wasser, geringer Einsatz von Energie, Nutzung nachwachsender Rohstoffe, Verzicht auf Einmalplastik. Diese Liste ist nicht annähernd vollständig, aber ich weiß ganz genau, dass ihr euch mit den gleichen Themen beschäftigt wie ich.
Dafür bin ich so dankbar und ich freue mich über unseren gemeinsamen Weg zu einer nachhaltigen Blumenwelt.
Der Anfang war sehr schwer, es gab leider kaum vergleichbare Gärtnereien und auch wenig Informationen. Wir haben begonnen, den Anbau umzustellen – zum Beispiel nur noch biologisch gedüngt. Parallel haben wir das Sortiment von einer puren Monokultur mit Rosen zu einer Vielfalt an Blumenarten erweitert. Das war eine richtig große Herausforderung und ich habe viele, viele Blumen gesät, getestet, verworfen und lieben gelernt.
Natürlich war es auch sehr schwer, den Anbau biologischer Blumen zu kommunizieren und unseren Kunden die Wichtigkeit nachhaltiger Produkte zu erklären.
Zum Glück sind in den letzten Jahren immer mehr biologische Schnittblumen-Anbauer:innen in Deutschland dazugekommen und wir bekommen immer mehr positives Feedback zu unserem Weg.
Um es offiziell zu machen, haben wir uns zertifizieren lassen. Das bedeutet, wir werden von unabhängigen Stellen kontrolliert und können seit dem 1. Oktober 2020 unsere Blumen sogenannte ´Umstellungserzeugnisse´ des biologischen Anbaus nennen. Es dauert tatsächlich noch ein weiteres Jahre, bis wir komplett bio-zertifiziert sind. Darauf sind wir jedoch besonders stolz, auch wenn es ein unglaublicher bürokratischer Aufwand ist.