Mehr qualitativ hochwertiges Bio-Pflanzenvermehrungsmaterial für den Bio-Zierpflanzenbau – dieses Ziel hat das Projekt BioZierPVM, das von einem Konsortium aus Forschung, Beratung und Praxis bearbeitet wird.
Die 2022 in Kraft getretene EU-Öko-Verordnung hat dem Ökolandbau neue Herausforderungen beschert. Wer Bio-Pflanzen anbaut, muss ökologisch erzeugtes Pflanzenvermehrungsmaterial, kurz PVM, verwenden. Dies gilt auch für Bio- Zierpflanzenerzeuger:innen. Ab dem 1. Januar 2037 darf nur noch ökologisches PVM (Saatgut, Steckling, Jungpflanze etc.) verwendet werden.
Das im Juli 2023 gestartete Projekt „Analyse, Etablierung und Förderung der Verfügbarkeit von Bio-Pflanzenvermehrungsmaterial (PVM) für Zierpflanzenbetriebe“ (BioZierPVM) möchte daher das Angebot, die Qualität und die Sortimentsvielfalt bei Jungpflanzen für den Zierpflanzenbereich weiterentwickeln. Dies soll durch Netzwerkaufbau und Förderung des Austauschs unter den Jungpflanzenbetrieben, Saatgutfirmen, Züchtungsfirmen und Forschungsinstitutionen erreicht werden.
Projektpartner:innen und Förderung
Projektpartner:innen sind die Bioland Beratung GmbH, die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für den Gartenbau (LVG) Heidelberg, die Hochschule Geisenheim University (HGU), das Julius Kühn-Institut (JKI), der Betreuungsdienst Nützlingseinsatz Baden e. V. (NüPA GmbH), der Bio-Gartenbauberater Klaus Bongartz, die Fördergemeinschaft ökologischer Zier- und Gartenpflanzen (föga e. V.) und 13 Projektbetriebe mit Jungpflanzenproduktion im gesamten Bundesgebiet. Gefördert wird das Projekt vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL).
Für Ute Ruttensperger von der LVG Heidelberg ist die Weiterentwicklung des Bio-PVM-Anbaus ein entscheidender Faktor beim Bio-Ausbau: „Gemeinsam mit der Praxis und Beratung werden wir an der LVG Heidelberg und auf den Projektbetrieben risikomindernde Anbaustrategien in Versuchen entwickeln, optimieren und an die betriebsindividuellen Gegebenheiten anpassen“, so Ruttensperger. Sie ist davon überzeugt, dass nur mit entsprechender Qualität und Kultursicherheit Jungpflanzenbetriebe es erwägen, ihre Produktion auf Bio umzustellen. Im Projekt-Netzwerk will man daher regelmäßig die erprobten Anbaustrategien evaluieren und für mögliche Probleme Lösungsansätze erarbeiten.
Konkret geht es dabei immer um die Frage, wie sich die einzelnen Maßnahmen auf die Bewurzelung, das Wachstum und die Pflanzengesundheit im Gesamtsystem der Jungpflanzenproduktion auswirken.
Um für die Gärtnerinnen und Gärtner das Bestellen und Beschaffen von geringen Mengen an Bio-PVM zu ermöglichen, will die föga ein Bündelungssystem schaffen.
Hintergrund ist: In der Bio-Zierpflanzenbranche gibt es nur wenige große Betriebe. Es überwiegen kleine Gärtnereien und Gemüsebaubetriebe, die im Frühjahr und Herbst ihr Sortiment mit Zierpflanzen ergänzen. Entsprechend klein ist ihr Bedarf an Jungpflanzen. Hilfreich wäre es daher, wenn die kleineren Betriebe ihre Bestellungen bündeln könnten, um so die Mindestbestellmenge mancher Firmen zu erreichen.
Am Institut für Urbanen Gartenbau und Pflanzenverwendung der Hochschule Geisenheim University wird zusammen mit dem Institut für Züchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen des Julius Kühn-Instituts in Quedlinburg der Status quo der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Bio-Zertifizierung der Produktion von Pflanzenvermehrungsmaterial erfasst.
Die Umsetzbarkeit wird im Zuge einer Machbarkeitsstudie untersucht. Im Fokus stehen dabei Bio-Jungpflanzen (Stecklinge und Saatgut) von Beet- und Balkonpflanzen. „Zusätzlich möchten wir mit einem Kriterienkatalog ein nachhaltiges Bio-Zierpflanzensortiment evaluieren und entwickeln und so einen großen Beitrag für Umwelt- und Klimaschutz in der Zierpflanzenbranche leisten“, erläutert Heiko Mibus-Schoppe von der Hochschule Geisenheim University. Als Kriterien werden dabei etwa der CO2-Fußabdruck, die ökologische Nachhaltigkeit oder der Ressourcenverbrauch herangezogen.
* Betriebe mit Bio-Zertifizierung