Bei der Stiftung Attl handelt es sich um eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung. In der Gärtnerei produzieren mehrere Mitarbeiter zusammen mit ca. 45 Menschen mit Behinderung Zierpflanzen und Gemüse auf ca. 1 ha unter Glas und Folie und auf 8 ha Freiland. Vermarktet wird der größte Teil der Eigenproduktion über den Attler Markt, ein direkt an die Gärtnerei angeschlossener Laden. Ein Teil der Gewächshäuser gehört mit zum Verkaufsraum.
Neben einem sehr breiten Gemüse-Sortiment werden ganzjährig Zierpflanzen produziert, auch um das ganze Jahr über Arbeit für die Beschäftigten zu haben. Ein sehr wichtiges Segment sind die Beet- und Balkonpflanzen, aber auch Kräutertöpfe und Gemüsejungpflanzen. Im Winter kommen Weihnachtssterne hinzu.
Die Gärtnerei ist schon viele Jahre an einer Umstellung auf Bio interessiert und arbeitet in diese Richtung. Eine endgültige Umstellung war noch nicht möglich. Dies hat zwei Gründe:
Schon seit vielen Jahren mischt die Gärtnerei ihr eigenes Substrat mit einem Torfanteil von 50 %. Weiterer wesentlicher Bestandteil ist ihr eigener Kompost. Anfangs gab es Probleme mit Fäulnis bei der Kompostierung. Durch Einmischen von effektiven Mikroorganismen und Gesteinsmehl in das Ausgangsmaterial ist es gelungen, eine hervorragende Kompostqualität zu erzielen. Neben weiteren Zuschlagstoffen kommen je nach Bedarf noch Schafwolle und Bio-Agenasol als Dünger mit dazu. Die Hemmstoffe wegzulassen, ist problemlos möglich, da die Pflanzen durch die Substratzusammensetzung von Haus aus gedrungener bleiben. Nur bei den Weihnachtssternen war dieser Effekt zu stark, so dass hier ein zugekauftes torffreies Substrat zum Einsatz kommt.
Neben den genannten Themen wurden noch viele weitere Themen beim Rundgang durch die Gärtnerei der Stiftung Attl Ende August 2021 besprochen. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Andreas Rauch und seine beiden Mitarbeiterinnen Christine und Monika, die uns die gesamte Gärtnerei gezeigt haben und sehr offen und umfassend unsere Fragen beantwortet haben.
Der Betrieb wurde bei der Bio-Zierpflanzen Exkursion 2019 schon einmal besucht.
Christian und Susanne Müller haben ihre Naturland-Staudengärtnerei vor neun Jahren gegründet und sind seit fünf Jahren am jetzigen Standort im Soyener Ortsteil Thal. Sie produzieren ca. 90.000 Töpfe/Jahr und kultivieren rund 1.200 Arten und Sorten.
Verkauft wird alles direkt ab der Gärtnerei, vor allem an Endkunden, aber auch an Garten- und Landschaftsbauer. Von Vorteil ist dabei ihre direkte Nachbarschaft zum „Laden im Thal“, der zur Bioland- Gemüsegärtnerei von Henri Förtsch gehört. Daher war von Anfang an viel bioaffine Laufkundschaft vor Ort. Seit der Coronapandemie spielt der Verkauf auf Garten- und Pflanzenmärkten kaum noch eine Rolle. Das Betriebsleiterpaar hat sich bewusst gegen den sehr aufwändigen Online-Versand entschieden. So sind die Müllers vom Sortiment her flexibler im Verkauf und müssen keinen Onlineshop aktuell halten.
Aktuell sind heimische Wildstauden und insektenfreundliche Pflanzen sehr gefragt, auch durch die Kampagne „Tausende Gärten – Tausende Arten“. Zudem bietet die Gärtnerei eine kostenlose Planung einer Beetanlage an, wenn die Kunden die Pflanzen bei ihnen kaufen. Diesen Service haben sie nie aktiv beworben. Das Beratungsangebot hat sich aber in der Region herumgesprochen und wird stark nachgefragt. So kann die Gärtnerei ihr vorhandenes Sortiment gut einsetzen.
Die eigene Vermehrung spielt in ihrem Betrieb eine sehr wichtige Rolle. Zum einen wissen Christian und Susanne Müller so ganz genau, was sie vermehren. Zum anderen wollen sie unabhängig von außen sein. Angesichts der neuen Anforderungen der 2022 in Kraft getretenen EU-Öko-Verordnung war dies auch die richtige Entscheidung. Danach darf ab 2037 nur noch ökologisch erzeugtes Pflanzenvermehrungsmaterial eingesetzt werden.
Es werden ca. 90 Prozent der Jungpflanzen selbst vermehrt, der Rest wird von biologischen Stauden-Jungpflanzenanbietern und ein kleiner Teil auch konventionell bezogen. Rund 25 Prozent ihres Sortimentes werden generativ über Saatgut vermehrt, der Rest vegetativ. Dazu gehört auch ein Mutterpflanzenquartier mit verschiedenen Helenium-Arten (s. Bild 4). Getopft wird das ganze Jahr, und zwar immer wenn gerade Zeit dafür da ist, Stellfläche wieder frei geworden ist oder neue Pflanzen einer Art benötigt werden.
Für die Jungpflanzenvermehrung gibt es einen nicht beheizbaren Folientunnel, in dem teilweise Tische stehen. Die Tische sind unter dem Bändchengewebe und Bewässerungsvlies mit Lavaton aufgefüllt (s. Bild 5). Der Lavaton speichert in einem gewissen Maß die Wärme des Tages und kann sie in der Nacht wieder abgeben.
Zum Düngen haben sich die Flüssigdünger von OPF (Organic Plant Feed) mit verschiedenen Nährstoffzusammensetzungen bewährt. Diese sind zwar etwas teurer, funktionieren in der Gärtnerei im Thal aber sehr gut. In der Vergangenheit und auch im regenreichen Jahr 2021 wurden die Töpfe testweise mit Phytogran abgestreut. Damit sind die Gärtner aber nicht zufrieden, da der Dünger auf der Topfoberfläche zu schimmeln anfängt, wodurch der Topf sehr unansehnlich wird.
Ihr Substrat beziehen sie von Ökohum, es handelt sich um die Gaissmayer-Mischung. Je nach Pflanzenart wird dem Substrat Blähschiefer untergemischt, um es abzumagern. Blähschiefer hat sich für ihren Bedarf als geeigneter erwiesen als Blähton.
Mit Krankheiten und Schädlingen gibt es kaum Probleme. Es werden Nematoden gegen Dickmaulrüssler eingesetzt. Bei Lausbefall verschwinden die Läuse meist von selbst wieder oder befallene Pflanzenteile werden weggeschnitten. Im Folientunnel wird EltoVis zur Vorbeugung gegen Echten Mehltau bei Lavendel eingesetzt. Mit Trauermücken gibt es keine Probleme.
Der Wasserverbrauch umfasst rund 1000 m³ Wasser pro Jahr. Mittelfristig, so der Plan, soll das Dachwasser der Gebäude gesammelt werden, was etwa 300 bis 400 m³ bringen würde. Gegossen wird die gesamte Gärtnerei von Hand mit dem Gießgerät. Eine automatisiertere Form der Bewässerung hat das Betriebsleiterpaar erwogen, sich aber dagegen entschieden. Beim Gießen von Hand kann man viel genauer dosieren, je nach Pflanzenart, Größe etc., und lernt so seinen Bestand sehr gut kennen. Die Pflanzenarten mit gleich hohem Wasserbedarf stehen in den Quartieren zusammen. Bei den wasserbedürftigen Arten ist unter dem Bändchengewebe noch ein Bewässerungsvlies verlegt, das etwa 1 l/m² zusätzlich halten kann.
Neben den genannten Themen wurden noch viele weitere Themen beim Rundgang durch die Staudengärtnerei im Thal im August 2021 besprochen. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Susanne und Christian Müller, dass sie sich die Zeit genommen haben, uns ihre Gärtnerei zu zeigen.
Der Betrieb wurden bei der Bio-Zierpflanzenexkursion 2019 schon einmal besucht.