Betriebe berichten

Zierpflanzen und Gemüse aus der Gärtnerei Attl

Bei der Stiftung Attl handelt es sich um eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung. In der Gärtnerei (www.attler-markt.de => Attler Gärtnerei) produzieren mehrere Mitarbeiter zusammen mit ca. 45 Menschen mit Behinderung Zierpflanzen und Gemüse auf ca. 1 ha unter Glas und Folie und 8 ha Freiland. Vermarktet wird der größte Teil der Eigenproduktion über den Attler Markt, ein direkt an die Gärtnerei angeschlossener Laden. Ein Teil der Gewächshäuser gehört mit zum Verkaufsraum.

Neben einem sehr breiten Gemüse-Sortiment werden ganzjährig Zierpflanzen produziert, auch um ganzjährig Arbeit für die Beschäftigten zu haben. Ein sehr wichtiges Segment sind die Beet- und Balkonpflanzen, aber auch Kräutertöpfe und Gemüsejungpflanzen. Aktuell zu sehen war ihr Herbstzauber-Sortiment, sowie Viola und Weihnachtssterne.

Die Gärtnerei ist schon viele Jahre an einer Umstellung auf Bio interessiert und arbeitet in die Richtung. Eine endgültige Umstellung war noch nicht möglich. Dies hat zwei Gründe:

  1. Die Rücklaufsammelbecken der Tischbewässerung befinden sich in der Nähe der Verkaufsräume. Bei ersten Versuchen mit organischen flüssigen Düngern, war die Geruchsbelastung im Laden allerdings zu groß, so dass wieder konventionell gedüngt werden musste.
  2. In der gesamten Einrichtung, also auch in den Gewächshäusern, wird mit einem Blockheizkraftwerk mit Öl geheizt. Das Heizsystem wird auch in absehbarer Zeit nicht umgestellt. Die Richtlinien der Bio-Verbände lassen im Winter ein Heizen mit Öl auf mehr als frostfrei nur für die Jungpflanzen und Topfkräuter zu.

Schon seit vielen Jahren mischen sie ihr eigenes Substrat mit einem Torfanteil von 50 %. Weiterer wesentlicher Bestandteil ist ihr eigener Kompost. Anfangs hatten sie einige Probleme mit Fäulnis bei der Kompostierung. Seit sie effektive Mikroorganismen und Gesteinsmehl in das Ausgangsmaterial mit einmischen, haben sie eine hervorragende Kompostqualität. Neben weiteren Zuschlagstoffen kommen je nach Bedarf noch Schafwolle und Bio-Agenasol als Dünger mit dazu. Das Weglassen der Hemmstoffe stellt für sie kein Problem dar, da die Pflanzen durch die Substratzusammensetzung von Haus aus gedrungener bleiben. Nur bei den Weihnachtssternen war dieser Effekt zu stark, so dass sie hier ein zugekauftes torffreies Substrat einsetzen.

Für ihre Eigenproduktion werden eigens bedruckte Töpfe verwendet (s. Bild 1+2). Die Töpfe werden wieder zurückgenommen, sie erreichen damit einen Rücklauf von ca. 30 %. Die zurückgenommenen Töpfe werden anschließend mit effektiven Mikroorganismen gereinigt. Ein Teilnehmer der Exkursion berichtete, dass sie ebenfalls ihre Töpfe wieder zurücknehmen. Seit sie ein Pfand von 6 ct/Topf verlangen, das ist etwa der Einkaufspreis, hat sich der Rücklauf von 30 % auf 80 % erhöht. Für die Rückgabe kommen die Kunden erneut in die Gärtnerei, im Idealfall zum Einkaufen. Sie reinigen die Töpfe nicht, und haben aber auch noch keine Probleme festgestellt.

Diesen Herbst bietet die föga (Fördergemeinschaft ökologische Zier- & Gartenpflanzen) in Zusammenarbeit mit der LVG Heidelberg und der ÖKOmene wieder halbtägige Exkursionen zu 19 Betrieben an. Neben den genannten Themen wurden noch viele weitere Themen beim Rundgang durch die Gärtnerei der Stiftung Attl Ende August 2021 besprochen. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Andreas Rauch seine beiden Mitarbeiterinnen Christine und Monika die uns die gesamte Gärtnerei gezeigt haben, und sehr offen und umfassend unsere Fragen beantwortet haben.

 

Der Betrieb wurde bei der Bio-Zierpflanzen Exkursion 2019 schon besucht. Den Exkursionsbericht dazu findet man hier: www.bio-zierpflanzen.de/produzententermine/

Naturland Staudengärtnerei im Thal

Christian und Susanne Müller haben ihre Naturland Staudengärtnerei von 9 Jahren gegründet und sind seit 5 Jahren am jetzigen Standort im Thal (www.stauden-mueller.de ). Sie produzieren ca. 90.000 Töpfe/Jahr in ca. 1.200 Arten und Sorten.

Verkauft wird alles direkt ab Gärtnerei, vor allem an Endkunden, aber auch an Garten- und Landschaftsbauer. Von Vorteil ist dabei ihre direkte Nachbarschaft zum „Laden im Thal“, der zur Bioland Gemüse-Gärtnerei von Henri Förtsch gehört. Damit war von Anfang an viel bioaffine Laufkundschaft vor Ort. Coronabedingt sind sie kaum noch auf Garten- und Pflanzenmärkten. Sie haben sich bewusst gegen einen Versand entschieden, der sehr aufwändig ist.  Damit sind sie vom Sortiment her flexibler im Verkauf, und müssen keinen Onlineshop aktuell halten.

Aktuell sind heimische Wildstauden und insektenfreundliche Pflanzen sehr gefragt, auch durch die Kampagne „Tausende Gärten – Tausende Arten“ (www.tausende-gaerten.de ). Zudem bieten sie eine kostenlose Planung einer Beetanlage an, wenn die Kunden die Pflanzen bei ihnen kaufen. Diesen Service haben sie nie aktiv beworben, es hat sich aber in der Region herumgesprochen und wird stark nachgefragt. Damit haben sie auch eine gute Möglichkeit ihr vorhandenes Sortiment aus der Gärtnerei einzusetzen.

Die eigene Vermehrung spielt in ihrem Betrieb eine sehr wichtige Rolle. Einerseits wissen sie damit sicher, was sie vermehren. Andererseits wollen sie unabhängig von außen sein. Was aus aktuellem Anlass (Stand Anfang Sept. 2021) auch die richtige Entscheidung ist, wenn man mitkriegt, in welcher Form die EU-Öko-Verordnung ab 2022 im Bereich Sämlinge und Setzlinge erneuert werden soll.

Es werden ca. 90 % der Jungpflanzen selbst vermehrt, der Rest wird von biologischen Stauden-Jungpflanzenanbietern und ein kleiner Teil auch konventionell bezogen. Ca. 25 % ihres Sortimentes werden generativ über Saatgut vermehrt, der Rest vegetativ. Dazu gehört auch ein Mutterpflanzenquartier mit verschiedenen Helenium-Arten (s. Bild 4). Getopft wird das ganze Jahr, immer wenn Zeit dafür ist, Stellfläche wieder frei wird oder neue Pflanzen einer Art benötigt werden.

Zur Jungpflanzenvermehrung gibt es einen Folientunnel im Betrieb, der nicht beheizt werden kann. Im Folientunnel stehen teilweise Tische. Als einfacher Wärmespeicher wurden die Tische unter dem Bändchengewebe und Bewässerungsvlies mit Lavaton aufgefüllt (s. Bild 5). Der Lavaton speichert in einem gewissen Maß die Wärme des Tages, und kann sie in der Nacht wieder abgeben.

Ihr Substrat beziehen sie von Ökohum, es handelt sich um die Gaissmayer-Mischung. Je nach Pflanzenart wird dem Substrat Blähschiefer untergemischt, um es abzumagern. Blähschiefer hat sich für ihren Bedarf als geeigneter erwiesen im Gegensatz zum Blähton.

Zur Düngung haben sich bei ihnen die Flüssigdünger von OPF (Organic Plant Feed) mit verschiedenen Nährstoffzusammensetzungen bewährt. Diese sind zwar etwas teurer, funktionieren bei ihnen aber sehr gut. In der Vergangenheit und auch im diesjährigen regenreichen Jahr haben sie es wieder mit dem Abstreuen mit Phytogran probiert. Damit sind sie aber nicht zufrieden, da der Dünger auf der Topfoberfläche zu schimmeln anfängt, und der Topf damit sehr unansehlich wird.

Mit Krankheiten und Schädlingen haben sie wenig Probleme. Es werden Nematoden gegen Dickmaulrüssler eingesetzt. Wenn sie Lausbefall haben, verschwinden sie meist von selbst wieder oder werden weggeschnitten. Im Folientunnel wird EltoVis zur Vorbeugung gegen Echten Mehltau bei Lavendel eingesetzt. Mit Trauermücken haben sie keine Probleme.

Sie benötigen etwa 1000 m³ Wasser pro Jahr. Mittelfristig soll das Dachwasser der Gebäude gesammelt werden, das etwa 300-400 m³ bringen würde. Gegossen wird die gesamte Gärtnerei von Hand mit dem Gießgerät. Über eine automatisiertere Form der Bewässerung haben sie nachgedacht, sich aber dagegen entschieden. Beim Gießen von Hand kann man viel genauer dosieren, je nach Pflanzenart, Größe etc. und man lernt so seinen Bestand sehr gut kennen.  Die Pflanzenarten stehen je nach Wasserbedarf in den Quartieren zusammen. Bei den wasserbedürftigen Arten haben sie unter dem Bändchengewebe noch ein Bewässerungsvlies verlegt, das etwa 1 l/m² zusätzlich halten kann.

Diesen Herbst bietet die föga (Fördergemeinschaft ökologische Zier- & Gartenpflanzen) in Zusammenarbeit mit der LVG Heidelberg und der ÖKOmene wieder halbtägige Exkursionen zu 19 Betrieben an. Neben den genannten Themen wurden noch viele weitere Themen beim Rundgang durch die Stauden-Gärtnerei Im Thal August 2021 besprochen. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Susanne und Christian Müller, dass sie sich die Zeit genommen haben, uns ihre Gärtnerei zu zeigen.

 

Der Betrieb wurden bei der Bio-Zierpflanzen Exkursion 2019 schon besucht. Den Exkursionsbericht dazu findet man hier: www.bio-zierpflanzen.de/produzententermine/